Carola Bürgi

Portefeuille, 2009, Edition 5 Erstfeld

Portefeuille, 2009, Edition 5 Erstfeld 
5 Plastiksäcke, eine vergoldete Büroklammer, 24 Karat
35 x 30 x 35 cm

Eine Edition von 5 Exemplaren bei Edition 5 Erstfeld
www.edition5.org

Ausstellung im Haus für Kunst Uri, Edition 5 Erstfeld, 2010

Portefeuille, 2009
Im aktuellen Kontext der weltweiten Wirtschaftskrise scheint das Gold wieder ein Fluchtwert zu sein. Ein Aktien-Portfolio kann vom einen auf den anderen Tag abstürzen, während der Goldkurs nicht aufhört zu steigen. Das Materielle nimmt mehr und mehr den Platz der reinen Spekulation ein.

Weit entfernt von einer simplen Illustration der Börsenschwankungen, oszilliert das Werk «Portefeuille» (2009) von Carola Bürgi, bestehend aus einer elektrolytisch vergoldeten Klammer, die fünf Säcke aus blauer Plastikfolie trägt, zwischen der Faszination für das kostbare, unverwüstliche Material von 24karätigem Rotgold und dem Interesse, das die Künstlerin seit langem für derart bescheidene Materialien wie Plastik hegt.

In ihren Werken verarbeitet Carola Bürgi1 unter anderem die form- und farblose Plastikfolie, die paradoxerweise eine unerschöpfliche Auswahl an Formen, Bewegungen, ja sogar Geräuschen anbietet: Sie ist leicht, formbar, schillernd; sie fängt das Licht in tausend Facetten ein. An der Grenze zum Immateriellen trifft sie in gewisser Weise auf das Gold in dessen sakraler Symbolik, wenn dieses für die Darstellung des himmlischen Raumes gebraucht wird. Andererseits zeugt die Folie als vergängliches Material vom Risikocharakter eines Portfolio und tendiert danach, der Welt der Börse und der Finanzen die Weihe des Besonderen zu nehmen.

In dieser Gegenüberstellung ist es unmöglich zu wissen, wer Gold gewinnt, das Gold oder der Plastik – das Gold, zurückgebunden auf die Funktion der einfachen Klammer, die die Plastiksäcke trägt und ihnen Wert gibt, oder der Plastik, der in naher Zukunft dem Verfall anheim fällt. Indessen schafft es Carola Bürgi, zwei Materialen zu vereinen, obwohl sich alles einem harmonischen Ganzen widersetzt: das Gold adelt die Klammer und der Plastik wird zur Skulptur.

Caroline Nicod, Kuratorin Centre PasquArt, 2009